
Der Königssohn aus dem südlichen Alpengebiete und die Mondprinzessin wollten gerne zusammen sein. Ein Erdenmensch kann sich jedoch nicht lange in der weißen Landschaft und in dem hellen Licht des Mondes aufhalten, da dort seine Augen erblinden würden. Die Mondprinzessin kann nicht dauerhaft auf der Erde leben, da ihr das helle Licht des Mondes fehlt und sie davon ganz schwermütig wird. Der König des heimatlos umher ziehenden Zwergenvolkes der Salwáns wusste schließlich Rat: Die Zwerge sponnen das Mondlicht und hüllten die dunklen Berge mit den Fäden in ein Lichtnetz, bis sie einen sanften Schimmer ausstrahlten. Nun konnte die Mondprinzessin auf der Erde leben, sich an der Farbenpracht der grünen Wiesen, bunten Blumen und blauen Seen erfreuen und auf den Berggipfeln schimmerte das Weiß der Mondlandschaft. Für die Salwáns wurde auch alles gut, denn sie bekamen eine neue Heimat in den Wäldern des Alpenlandes.
Ladinisches Märchen aus den Dolomiten (Kurzfassung erzählt von Carola)

Ein Goldfasan, ein Hase, ein Affe und ein Elefant pflanzten mit vereinten Kräften einen wundersamen Pfirsichbaum, der zu allen Jahreszeiten Früchte trug: Der Goldfasan holte den Schößling, der Hase pflanzte ihn ein, der Affe düngte ihn und der Elefant holte mit seinem Rüssel Wasser und begoss den Baum. Bald trug er die schönsten Früchte und die Freunde labten sich daran. Der kleine Hase und der Elefant kamen jedoch bald nicht mehr so gut an die Früchte des hoch gewachsen Baumes heran wie der Goldfasan und der Affe. Darüber gerieten sie in Streit über ihre Verdienste um das gute Gedeihen des Baumes. Sie suchten einen weisen Mann auf, der den Freunden empfahl, einmal darüber nachzudenken, dass jeder auf seine Art für das Wohl des Baumes gesorgt habe. So kamen sie überein, von nun an die Früchte mit vereinten Kräften zu ernten und ihr Mahl zusammen einzunehmen.
Märchen aus Tibet (Kurzfassung erzählt von Carola)

Es war einmal eine Elefantenherde, die zog in den Süden. Sie hatten einen kleinen Elefanten dabei, der hieß Paul. Paul war sehr klein, er war gerade zur Welt gekommen. Er hatte einen lustigen Rüssel, mit dem er immer etwas aß und überall seine Nase reinsteckte. Er war nämlich sehr neugierig. Und er sagte immer: "Mami, wann sind wir bald da?" Mami sagte immer: "Bald, mein kleiner Paul."
Plötzlich kamen sie an einen großen Felsen und kamen nicht mehr weiter.
Da sagte Paulchen: "Siehst Du Mama, wir sind überhaupt nicht bald da." Der kleine Elefant sagte: "Ich dreh um!" Da sagte die Mama: "Nein, es muss doch irgend eine Lösung geben." Da sagte das kleine Paulchen: "Nein, es gibt aber keine Lösung, alte Besserwisserin." Da schimpfte die Mama: "Natürlich gibt es eine Lösung, jetzt sei nicht so." Da sagte der Papa Elefant: "Ich habe eine Idee, wir schieben den Felsen einfach weg." Da sagte Paulchen Elefant: "Ja, das ist eine gute Idee. Los, alle zusammen: Auf die Plätze, fertig, los!"
Und da schoben alle Elefanten den Felsen beiseite.
Da sagte Paulchen: "Ich habe aber Hunger, Mama, können wir was zu essen suchen?" Und da sagte Mama, denn sie waren immer noch am Schieben: "Hinter dem Felsen ist sicher etwas Grünes."
Aber hinter dem Felsen gab es gar nichts Grünes, es war immer noch so trocken wie zuvor. Als sie da waren, sagte das kleine Paulchen: "Mami, ich habe ganz dollen Durst." Und er streckte seinen Rüssel in die Luft und roch Wasser. Und dann sagte die Mutter: "Und ich bekomme auf einmal ganz dolles Bauchzwicken." Da sagte Paulchen: "Und ich weiß auch, warum." Und da fragte die Mutter: "Warum?" Da sagte Paulchen: "Erinnerst Du Dich nicht mehr, als Du gesagt hast, Du bekommst noch ein Baby?" Da sagte die Mutter: "Ja, stimmt ja." Und dann sagte sie zu Paulchen und zu der anderen Herde: "Ich komme in einer Woche nach." Da sagte die Elefantenherde: "Nein, wir wollen doch alle zusammen ziehen, wir sind doch eine Herde. Wir warten auf Dich."
Dann warteten sie alle gespannt auf die Ankunft des neuen Babys. Die Elefantenmutter ging zu dem Felsen und als eine Woche herum war, kam sie mit dem kleinen Elefantenbaby zu ihrer Herde.
Paulchen sagte: "Jetzt habe ich endlich ein neues Geschwisterchen." Da quiekte das Elefantenbaby auch ganz fröhlich. Da fragte Paulchen: "Und wie heißt denn mein kleines Geschwisterchen?" Da sagte die Mutter: "Paula". Dann fragte Paula: "Wie heißt denn mein kleines Brüderchen?" Da sagte die Mutter: "Paul." Paulchen sagte: "Ich möchte auch auf dem Rücken getragen werden." Da sagte die Mutter: " Okay, kletter rauf, Paul."
Dann zogen sie glücklich weiter in den Süden.
Eine Geschichte von Paula und Maxine, das Ende ist von Gina.